Doku!" bedeutet auf türkisch "webe/knüpfe/verflechte/wirke!". Unter diesem Arbeitstitel entstand HAMBURG HALISI - ein Dokument der Straßen Hamburgs 2020 in einer Sprache, die jeder Mensch lesen kann, während die wenigsten sich seiner Lesbarkeit bewusst sind. Das Format dieses Dokuments ist bekannt als "Orientteppich", obwohl diese vielschichtigen Objekte mit ihren tiefgründigen Motivkompositionen und ihrem nomadischen Ursprung keine geografischen oder kulturellen Begrenzungen zulassen.
Doku!" means "weave/weave/weave/weave!" in Turkish. Under this working title, HAMBURG HALISI was created - a document of the streets of Hamburg 2020 in a language that everyone can read, while very few are aware of its legibility. The format of this document is known as "oriental carpet", although these multilayered objects with their profound motif compositions and nomadic origin do not allow for geographical or cultural limitations.
DOKU! ist eine ausführliche künstlerische und wissenschaftliche, sowie gleichermaßen traditionelle wie innovative Stadtforschungsmethode bzw. universell lesbares und niedrigschwelliges Dokument der krisenbehafteten Straßen Hamburgs im Jahr 2020. Als queeres türkisches Gastarbeiterkind habe ich in dieser emanzipatorischen Thesis ein breites Feld vieler soziokultureller/urbanistischer Themen von Autoorientalismus bis Zivilisationsmüll in Form eines traditionellen Teppichs verknüpft. Eine wichtige Gemeinsamkeit dieser traditionellen Teppiche ist die Naturverbundenheit. Die Natur/ Die Abbildung der Umgebung der Webenden ist stets eines der Hauptmotive. Somit wurde HAMBURG HALISI ausschließlich aus Funden (Müll) meiner "natürlichen" Umgebung zusammengewoben und ist ein Paradebeispiel für Upcycling. Die allgegenwärtigen Artefakte/Abfälle stehen selten im urbanistischen Fokus, bei dem eine Fremdheit des Alltäglichen herrscht, um die Stadt als lesbaren Text aus der Vogelperspektive betrachten zu können. Die (ebenso wie die traditionellen Teppiche) stets übergangenen Wege des Alltags mit der mikrobenhaften Praktik des Wegwerfens/Sammelns sind mit "DOKU!" im Mittelpunkt, unter dessen Aufforderung ich Müll gesammelt habe, um dieses Dokument zusammenzuknüpfen. Zunächst fand ich ein Lattenrost, das mich derart an einen Webrahmen erinnerte, dass mir diese Idee der Umnutzung kam. Dann waren es vorallem webbare Materialien (Textilmüll), die ich gesammelt habe. Im Anbetracht der krisenbehafteten Zeit, stieß mir das ikonische Straßenrelikt der weggeworfenen Maske ins Bewusstsein. So bilden die gefundenen Masken das uhrförmige Zentrum des Teppichs auf einer Felge, die als Repräsentantin der zeitgenössischen Straße wirkt. Neben Textilien habe ich vor allem repräsentative Objekte der Zeit/des Ortes gesammelt und sie in Anlehnung an die Motiv- und Farbkomposition des Taşpınar-Teppichs, welches aus dem gleichnamigen Heimatort meiner Mutter stammt, zusammengewoben. Wie bei anderen traditionellen Teppichen, lässt sich somit eine Abstammung zurückverfolgen. Heimat ist eine markantes Motiv der traditionellen Teppiche, deren Ursprünge bei den nomadischen Turkvölkern Zentralasiens zu verorten sind. Während der nomadische Lebensstil wenig materiellen Besitz erlaubte, wurden Teppiche vielseitig für die mobilen Unterkünfte benutzt. So begannen die Nomaden allmählich ihre Geschichten auf Teppichen zu dokumentieren und sie über Generationen und geografische Grenzen hinweg zu tragen.
DOKU! is a detailed artistic and scientific, as well as equally traditional and innovative urban research method or universally readable and low-threshold document of the crisis-ridden streets of Hamburg in the year 2020. As a queer Turkish guest worker child, I have linked a broad field of many socio-cultural/urbanist topics from car orientalism to civilization garbage in the form of a traditional carpet in this emancipatory thesis. An important commonality of these traditional rugs is their connection to nature. Nature/ The depiction of the weavers' surroundings is always one of the main motifs. Thus, HAMBURG HALISI was woven together exclusively from finds (trash) of my "natural" surroundings and is a prime example of upcycling. The ubiquitous artifacts/waste are rarely in urbanist focus, where a strangeness of the everyday prevails to allow a bird's eye view of the city as a legible text. The (as well as traditional carpets) always passed over ways of everyday life with the microbial practice of throwing away/collecting are the focus with "DOKU!" under whose prompt I collected trash to weave this document together. First I found a slatted frame that reminded me so much of a weaving frame that this idea of repurposing came to me. Then it was mainly weavable materials (textile waste) that I collected. Considering the crisis-ridden times, the iconic street relic of the discarded mask struck me. Thus, the found masks form the clock-shaped center of the carpet on a rim, which acts as a representative of the contemporary street. In addition to textiles, I collected mainly representative objects of the time/place and wove them together based on the motif and color composition of the Taşpınar rug, which comes from my mother's hometown of the same name. As with other traditional rugs, a lineage can thus be traced. Home is a prominent motif in traditional rugs, whose origins can be traced to the nomadic Turkic peoples of Central Asia. While the nomadic lifestyle allowed for few material possessions, rugs were used in a variety of ways for mobile shelters. Thus, nomads gradually began to document their stories on rugs, carrying them across generations and geographical boundaries.
Schnittstellen zwischen Kultur und Stadt waren stets Teil meiner privaten sowie professionellen Laufbahn. 1996 wurde ich im Zentrum Münchens in eine türkisch-deutsch-französischsprachige Gastarbeiterfamilie geboren, habe später in Hamburg und Istanbul gelebt und wohne derzeit in Marseille. In Hamburg habe ich Kultur der Metropole an der HafenCity Universität studiert, wo ich DOKU!/HAMBURG HALISI als meine Bachelorthesis abgegeben habe. Im Rahmen einer deutschen Universität, wo viele alteingesessene akademische Normen herrschen, war es ein emanzipatorischer Schritt eine urbanistische Bachelorarbeit in Form eines Teppichs und auf Türkendeutsch abzugeben und mit einer sehr guten Note zu bestehen.
Seitdem mache ich ein Volontariat im Centre-Franco-Allemand de Provence und arbeite gleichzeitig an der HafenCity Universität in Hamburg als Tutor, während ich nebenbei künstlerische Projekte verfolge. So produziere ich auch einen Film Namens DOKU, der sich mit dem Taşpınar-Teppich befasst.
Intersections between culture and city have always been part of my private as well as professional career. In 1996 I was born in the center of Munich into a Turkish-German-French speaking guest worker family, later lived in Hamburg and Istanbul and currently reside in Marseille.
In Hamburg, I studied Culture of the Metropolis at HafenCity University, where I submitted DOKU!/HAMBURG HALISI as my bachelor's thesis. In the context of a German university, where many long-established academic norms prevail, it was an emancipatory step to hand in an urbanistic bachelor thesis in the form of a carpet and in Turkish German, and to pass with a very good grade.
Since then, I have been doing a traineeship at the Centre-Franco-Allemand de Provence and at the same time working as a tutor at the HafenCity University in Hamburg, while pursuing artistic projects on the side. So I am also producing a film called DOKU, which is about the Taşpınar carpet.
Doku!" bedeutet auf türkisch "webe/knüpfe/verflechte/wirke!". Unter diesem Arbeitstitel entstand HAMBURG HALISI - ein Dokument der Straßen Hamburgs 2020 in einer Sprache, die jeder Mensch lesen kann, während die wenigsten sich seiner Lesbarkeit bewusst sind. Das Format dieses Dokuments ist bekannt als "Orientteppich", obwohl diese vielschichtigen Objekte mit ihren tiefgründigen Motivkompositionen und ihrem nomadischen Ursprung keine geografischen oder kulturellen Begrenzungen zulassen.
Doku!" means "weave/weave/weave/weave!" in Turkish. Under this working title, HAMBURG HALISI was created - a document of the streets of Hamburg 2020 in a language that everyone can read, while very few are aware of its legibility. The format of this document is known as "oriental carpet", although these multilayered objects with their profound motif compositions and nomadic origin do not allow for geographical or cultural limitations.
DOKU! ist eine ausführliche künstlerische und wissenschaftliche, sowie gleichermaßen traditionelle wie innovative Stadtforschungsmethode bzw. universell lesbares und niedrigschwelliges Dokument der krisenbehafteten Straßen Hamburgs im Jahr 2020. Als queeres türkisches Gastarbeiterkind habe ich in dieser emanzipatorischen Thesis ein breites Feld vieler soziokultureller/urbanistischer Themen von Autoorientalismus bis Zivilisationsmüll in Form eines traditionellen Teppichs verknüpft. Eine wichtige Gemeinsamkeit dieser traditionellen Teppiche ist die Naturverbundenheit. Die Natur/ Die Abbildung der Umgebung der Webenden ist stets eines der Hauptmotive. Somit wurde HAMBURG HALISI ausschließlich aus Funden (Müll) meiner "natürlichen" Umgebung zusammengewoben und ist ein Paradebeispiel für Upcycling. Die allgegenwärtigen Artefakte/Abfälle stehen selten im urbanistischen Fokus, bei dem eine Fremdheit des Alltäglichen herrscht, um die Stadt als lesbaren Text aus der Vogelperspektive betrachten zu können. Die (ebenso wie die traditionellen Teppiche) stets übergangenen Wege des Alltags mit der mikrobenhaften Praktik des Wegwerfens/Sammelns sind mit "DOKU!" im Mittelpunkt, unter dessen Aufforderung ich Müll gesammelt habe, um dieses Dokument zusammenzuknüpfen. Zunächst fand ich ein Lattenrost, das mich derart an einen Webrahmen erinnerte, dass mir diese Idee der Umnutzung kam. Dann waren es vorallem webbare Materialien (Textilmüll), die ich gesammelt habe. Im Anbetracht der krisenbehafteten Zeit, stieß mir das ikonische Straßenrelikt der weggeworfenen Maske ins Bewusstsein. So bilden die gefundenen Masken das uhrförmige Zentrum des Teppichs auf einer Felge, die als Repräsentantin der zeitgenössischen Straße wirkt. Neben Textilien habe ich vor allem repräsentative Objekte der Zeit/des Ortes gesammelt und sie in Anlehnung an die Motiv- und Farbkomposition des Taşpınar-Teppichs, welches aus dem gleichnamigen Heimatort meiner Mutter stammt, zusammengewoben. Wie bei anderen traditionellen Teppichen, lässt sich somit eine Abstammung zurückverfolgen. Heimat ist eine markantes Motiv der traditionellen Teppiche, deren Ursprünge bei den nomadischen Turkvölkern Zentralasiens zu verorten sind. Während der nomadische Lebensstil wenig materiellen Besitz erlaubte, wurden Teppiche vielseitig für die mobilen Unterkünfte benutzt. So begannen die Nomaden allmählich ihre Geschichten auf Teppichen zu dokumentieren und sie über Generationen und geografische Grenzen hinweg zu tragen.
DOKU! is a detailed artistic and scientific, as well as equally traditional and innovative urban research method or universally readable and low-threshold document of the crisis-ridden streets of Hamburg in the year 2020. As a queer Turkish guest worker child, I have linked a broad field of many socio-cultural/urbanist topics from car orientalism to civilization garbage in the form of a traditional carpet in this emancipatory thesis. An important commonality of these traditional rugs is their connection to nature. Nature/ The depiction of the weavers' surroundings is always one of the main motifs. Thus, HAMBURG HALISI was woven together exclusively from finds (trash) of my "natural" surroundings and is a prime example of upcycling. The ubiquitous artifacts/waste are rarely in urbanist focus, where a strangeness of the everyday prevails to allow a bird's eye view of the city as a legible text. The (as well as traditional carpets) always passed over ways of everyday life with the microbial practice of throwing away/collecting are the focus with "DOKU!" under whose prompt I collected trash to weave this document together. First I found a slatted frame that reminded me so much of a weaving frame that this idea of repurposing came to me. Then it was mainly weavable materials (textile waste) that I collected. Considering the crisis-ridden times, the iconic street relic of the discarded mask struck me. Thus, the found masks form the clock-shaped center of the carpet on a rim, which acts as a representative of the contemporary street. In addition to textiles, I collected mainly representative objects of the time/place and wove them together based on the motif and color composition of the Taşpınar rug, which comes from my mother's hometown of the same name. As with other traditional rugs, a lineage can thus be traced. Home is a prominent motif in traditional rugs, whose origins can be traced to the nomadic Turkic peoples of Central Asia. While the nomadic lifestyle allowed for few material possessions, rugs were used in a variety of ways for mobile shelters. Thus, nomads gradually began to document their stories on rugs, carrying them across generations and geographical boundaries.
Schnittstellen zwischen Kultur und Stadt waren stets Teil meiner privaten sowie professionellen Laufbahn. 1996 wurde ich im Zentrum Münchens in eine türkisch-deutsch-französischsprachige Gastarbeiterfamilie geboren, habe später in Hamburg und Istanbul gelebt und wohne derzeit in Marseille. In Hamburg habe ich Kultur der Metropole an der HafenCity Universität studiert, wo ich DOKU!/HAMBURG HALISI als meine Bachelorthesis abgegeben habe. Im Rahmen einer deutschen Universität, wo viele alteingesessene akademische Normen herrschen, war es ein emanzipatorischer Schritt eine urbanistische Bachelorarbeit in Form eines Teppichs und auf Türkendeutsch abzugeben und mit einer sehr guten Note zu bestehen.
Seitdem mache ich ein Volontariat im Centre-Franco-Allemand de Provence und arbeite gleichzeitig an der HafenCity Universität in Hamburg als Tutor, während ich nebenbei künstlerische Projekte verfolge. So produziere ich auch einen Film Namens DOKU, der sich mit dem Taşpınar-Teppich befasst.
Intersections between culture and city have always been part of my private as well as professional career. In 1996 I was born in the center of Munich into a Turkish-German-French speaking guest worker family, later lived in Hamburg and Istanbul and currently reside in Marseille.
In Hamburg, I studied Culture of the Metropolis at HafenCity University, where I submitted DOKU!/HAMBURG HALISI as my bachelor's thesis. In the context of a German university, where many long-established academic norms prevail, it was an emancipatory step to hand in an urbanistic bachelor thesis in the form of a carpet and in Turkish German, and to pass with a very good grade.
Since then, I have been doing a traineeship at the Centre-Franco-Allemand de Provence and at the same time working as a tutor at the HafenCity University in Hamburg, while pursuing artistic projects on the side. So I am also producing a film called DOKU, which is about the Taşpınar carpet.