Um über Themen wie Distanz, Ausschluss oder Begegnungsräume in der Stadt zu sprechen, sollten direkt im urbanen Raum sein. Ihn gemeinsam durchstreifen, erforschen, erfühlen. Uns mit Menschen aus anderen Milieus über ihre Stadt-Wahrnehmung austauschen. Uns näherkommen.
In Form eines dialogischen Spaziergangs rund um das Kongressgebäude wollen wir erproben, ob interventionistische und ortsspezifische Formate wie beispielsweise Urban Walks geeignet sind, Stadtraum und damit verbundene soziale Fragen erfahrbar zu machen. Dabei möchten wir beispielhaft über unser Konzept „Strolling with a stranger“ sprechen, das Fremde bei einem anonymen, urbanen Spaziergang zum Thema Nähe und Distanz zusammenbringt.
In order to talk about topics like distance, exclusion or meeting spaces in the city, we should be directly in the urban space. Roaming it together, exploring it, feeling it. To exchange with people from other milieus about their perception of the city. To get closer to each other.
In the form of a dialogical walk around the congress building, we want to test whether interventionist and site-specific formats such as Urban Walks are suitable for making urban space and related social issues tangible. As an example, we would like to talk about our concept "Strolling with a stranger", which brings strangers together on an anonymous urban walk on the topic of proximity and distance.
Ein urbaner Spaziergang zwischen Distanz und Nähe
Urbane Räume sind von Ambivalenzen durchdrungen. Schnelllebigkeit, Hast, Großstadtgewusel – blühendes Leben, Begegnung, Diversität – Armut auf der einen und neoliberale Marktlogik auf der anderen Seite. Hier leben wir nebeneinander, aber oft nicht mehr zusammen. Austausch- und Begegnungsräume über verschiedene Milieus hinweg verblassen. Und damit auch die Kompetenz miteinander ungezwungen ins Gespräch zu kommen, zu streiten und gemeinsam praktisch Nachbarschaft zu leben. Die einnehmende Arbeitswelt, die Corona-Krise oder die Fokussierung auf Konsum fördern Vereinzelung und Distanz unter den Menschen. Verdrängungsprozesse werden durch steigende Mieten befördert und führen zu weniger Diversität im Stadtteil und somit zu einem fehlenden Miteinander.
„Strolling with a stranger“ ist ein urbaner Spaziergang, der einen anonymen Dialog zwischen Fremden eröffnet. Er bringt Menschen mit verschiedenen Perspektiven über das Thema Nähe und Distanz im Stadtteil ins Gespräch.
Bei einem in Stationen angelegten ortsspezifischen Walk durchqueren die Teilnehmenden verschiedene Räume in einem Stadtteil, der von Ambivalenzen geprägt ist. Sie passieren z.B. Begegnungsorte, Lost Spaces, Sozialwohnungen und modernisierte Eigentumswohnungen.
Dabei treten sie mit den anderen Teilnehmenden in einen anonymen Austausch. Wo fühlen wir uns ausgeschlossen? Wo willkommen? Und wie kommen wir zwanglos mit Fremden zusammen? Auf der Route erhalten sie an verschiedenen Stationen (z.B. per Text, Foto, Audio oder Zeichnung) persönliche Nachrichten über die Stadtwahrnehmung der Anderen. Das können kleine biografische Erzählungen, Verhaltensempfehlungen zum Aufbrechen von zwischenmenschlicher Distanz oder Anleitungen zum nachbarschaftlichen Streiten sein.
Konnten die Teilnehmenden sich vorher nicht austauschen oder nur von weiter Distanz beobachten - treffen sie am Schluss bei einem gemeinsamen Austausch zusammen. Hier gleichen sie ihre Vorstellung mit der Realität ab und diskutieren miteinander. Was machen die Veränderungen im Stadtbild mit uns? Warum kommen wir uns trotz so vieler Menschen nicht näher? Und können wir neue Allianzen bilden, um nicht so allein zu sein?
Ein Spiel mit Nähe und Distanz – Ehrliche Begegnung mit viel Dissonanz.
An urban walk between distance and closeness
Urban spaces are permeated by ambivalences. Fast pace, haste, big city hustle and bustle - thriving life, encounter, diversity - poverty on the one hand and neoliberal market logic on the other. Here we live next to each other, but often no longer together. Spaces for exchange and encounter across different milieus are fading. And with it, the competence to talk to each other without constraint, to argue and to live together in a practical way as neighbors. The engaging world of work, the Corona crisis or the focus on consumption promote isolation and distance among people. Displacement processes are promoted by rising rents and lead to less diversity in the neighborhood and thus to a lack of togetherness.
"Strolling with a stranger" is an urban walk that opens an anonymous dialogue between strangers. It brings people with different perspectives into conversation about the topic of closeness and distance in the neighborhood.
During a site-specific walk arranged in stations, the participants cross different spaces in a district that is characterized by ambivalences. They pass, for example, meeting places, lost spaces, social housing and modernized condominiums.
In the process, they enter into an anonymous exchange with the other participants. Where do we feel excluded? Where do we feel welcome? And how do we casually get together with strangers? Along the route, they receive personal messages at various stations (e.g., via text, photo, audio, or drawing) about others' perceptions of the city. These can be short biographical stories, behavioral recommendations for breaking up interpersonal distance, or instructions for neighborly arguments.
If the participants have not been able to exchange ideas beforehand, or if they have only been able to observe from a distance, they meet at the end in a joint exchange. Here they compare their ideas with reality and discuss with each other. What do the changes in the cityscape do to us? Why are we not getting closer despite so many people? And can we form new alliances so as not to be so alone?
A game with closeness and distance - honest encounters with a lot of dissonance.
Laura Heda ist Kulturwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit Themen wie Stadtvermittlung, Diversität im Stadtteil und Spaltung der Gesellschaft. Sie setzte mehrere künstlerische Stadtspaziergänge um, bei denen die subjektive Wahrnehmung und Erforschung des Stadttraums im Mittelpunkt standen. Momentan arbeitet sie als Koordinatorin für transkulturelle Projekte in Hannover mit dem Fokus auf mobile Formate im öffentlichen Raum, mehrsprachige Veranstaltungen und Begegnungsformate.
Anna-Lena Hagen ist Theatermacherin, Theaterpädagogin, Autorin, Lehrerin und Dozentin. Sie entwickelt insbesondere partizipative und performative Theaterprojekt mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Frauen*. Außerdem ist Anna-Lena Teil des interkulturellen feministischen Theater-Kollektivs „The f*collective“, das Fragen von Identität und Zugehörigkeit künstlerisch erforscht und sich dabei viel mit Frauenrechten und Gendergerechtigkeit beschäftigt.
Laura Heda is a cultural scientist and deals with topics such as urban mediation, diversity in the urban district and the division of society. She implemented several artistic city walks focusing on subjective perception and exploration of the urban space. Currently she works as a coordinator for transcultural projects in Hannover with a focus on mobile formats in public space, multilingual events and encounter formats.
Anna-Lena Hagen is a theater maker, theater pedagogue, author, teacher and lecturer. She especially develops participatory and performative theater projects with youth, young adults and women*. Anna-Lena is also part of the intercultural feminist theater collective "The f*collective", which artistically explores issues of identity and belonging, with a strong focus on women's rights and gender justice.
Um über Themen wie Distanz, Ausschluss oder Begegnungsräume in der Stadt zu sprechen, sollten direkt im urbanen Raum sein. Ihn gemeinsam durchstreifen, erforschen, erfühlen. Uns mit Menschen aus anderen Milieus über ihre Stadt-Wahrnehmung austauschen. Uns näherkommen.
In Form eines dialogischen Spaziergangs rund um das Kongressgebäude wollen wir erproben, ob interventionistische und ortsspezifische Formate wie beispielsweise Urban Walks geeignet sind, Stadtraum und damit verbundene soziale Fragen erfahrbar zu machen. Dabei möchten wir beispielhaft über unser Konzept „Strolling with a stranger“ sprechen, das Fremde bei einem anonymen, urbanen Spaziergang zum Thema Nähe und Distanz zusammenbringt.
In order to talk about topics like distance, exclusion or meeting spaces in the city, we should be directly in the urban space. Roaming it together, exploring it, feeling it. To exchange with people from other milieus about their perception of the city. To get closer to each other.
In the form of a dialogical walk around the congress building, we want to test whether interventionist and site-specific formats such as Urban Walks are suitable for making urban space and related social issues tangible. As an example, we would like to talk about our concept "Strolling with a stranger", which brings strangers together on an anonymous urban walk on the topic of proximity and distance.
Ein urbaner Spaziergang zwischen Distanz und Nähe
Urbane Räume sind von Ambivalenzen durchdrungen. Schnelllebigkeit, Hast, Großstadtgewusel – blühendes Leben, Begegnung, Diversität – Armut auf der einen und neoliberale Marktlogik auf der anderen Seite. Hier leben wir nebeneinander, aber oft nicht mehr zusammen. Austausch- und Begegnungsräume über verschiedene Milieus hinweg verblassen. Und damit auch die Kompetenz miteinander ungezwungen ins Gespräch zu kommen, zu streiten und gemeinsam praktisch Nachbarschaft zu leben. Die einnehmende Arbeitswelt, die Corona-Krise oder die Fokussierung auf Konsum fördern Vereinzelung und Distanz unter den Menschen. Verdrängungsprozesse werden durch steigende Mieten befördert und führen zu weniger Diversität im Stadtteil und somit zu einem fehlenden Miteinander.
„Strolling with a stranger“ ist ein urbaner Spaziergang, der einen anonymen Dialog zwischen Fremden eröffnet. Er bringt Menschen mit verschiedenen Perspektiven über das Thema Nähe und Distanz im Stadtteil ins Gespräch.
Bei einem in Stationen angelegten ortsspezifischen Walk durchqueren die Teilnehmenden verschiedene Räume in einem Stadtteil, der von Ambivalenzen geprägt ist. Sie passieren z.B. Begegnungsorte, Lost Spaces, Sozialwohnungen und modernisierte Eigentumswohnungen.
Dabei treten sie mit den anderen Teilnehmenden in einen anonymen Austausch. Wo fühlen wir uns ausgeschlossen? Wo willkommen? Und wie kommen wir zwanglos mit Fremden zusammen? Auf der Route erhalten sie an verschiedenen Stationen (z.B. per Text, Foto, Audio oder Zeichnung) persönliche Nachrichten über die Stadtwahrnehmung der Anderen. Das können kleine biografische Erzählungen, Verhaltensempfehlungen zum Aufbrechen von zwischenmenschlicher Distanz oder Anleitungen zum nachbarschaftlichen Streiten sein.
Konnten die Teilnehmenden sich vorher nicht austauschen oder nur von weiter Distanz beobachten - treffen sie am Schluss bei einem gemeinsamen Austausch zusammen. Hier gleichen sie ihre Vorstellung mit der Realität ab und diskutieren miteinander. Was machen die Veränderungen im Stadtbild mit uns? Warum kommen wir uns trotz so vieler Menschen nicht näher? Und können wir neue Allianzen bilden, um nicht so allein zu sein?
Ein Spiel mit Nähe und Distanz – Ehrliche Begegnung mit viel Dissonanz.
An urban walk between distance and closeness
Urban spaces are permeated by ambivalences. Fast pace, haste, big city hustle and bustle - thriving life, encounter, diversity - poverty on the one hand and neoliberal market logic on the other. Here we live next to each other, but often no longer together. Spaces for exchange and encounter across different milieus are fading. And with it, the competence to talk to each other without constraint, to argue and to live together in a practical way as neighbors. The engaging world of work, the Corona crisis or the focus on consumption promote isolation and distance among people. Displacement processes are promoted by rising rents and lead to less diversity in the neighborhood and thus to a lack of togetherness.
"Strolling with a stranger" is an urban walk that opens an anonymous dialogue between strangers. It brings people with different perspectives into conversation about the topic of closeness and distance in the neighborhood.
During a site-specific walk arranged in stations, the participants cross different spaces in a district that is characterized by ambivalences. They pass, for example, meeting places, lost spaces, social housing and modernized condominiums.
In the process, they enter into an anonymous exchange with the other participants. Where do we feel excluded? Where do we feel welcome? And how do we casually get together with strangers? Along the route, they receive personal messages at various stations (e.g., via text, photo, audio, or drawing) about others' perceptions of the city. These can be short biographical stories, behavioral recommendations for breaking up interpersonal distance, or instructions for neighborly arguments.
If the participants have not been able to exchange ideas beforehand, or if they have only been able to observe from a distance, they meet at the end in a joint exchange. Here they compare their ideas with reality and discuss with each other. What do the changes in the cityscape do to us? Why are we not getting closer despite so many people? And can we form new alliances so as not to be so alone?
A game with closeness and distance - honest encounters with a lot of dissonance.
Laura Heda ist Kulturwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit Themen wie Stadtvermittlung, Diversität im Stadtteil und Spaltung der Gesellschaft. Sie setzte mehrere künstlerische Stadtspaziergänge um, bei denen die subjektive Wahrnehmung und Erforschung des Stadttraums im Mittelpunkt standen. Momentan arbeitet sie als Koordinatorin für transkulturelle Projekte in Hannover mit dem Fokus auf mobile Formate im öffentlichen Raum, mehrsprachige Veranstaltungen und Begegnungsformate.
Anna-Lena Hagen ist Theatermacherin, Theaterpädagogin, Autorin, Lehrerin und Dozentin. Sie entwickelt insbesondere partizipative und performative Theaterprojekt mit Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Frauen*. Außerdem ist Anna-Lena Teil des interkulturellen feministischen Theater-Kollektivs „The f*collective“, das Fragen von Identität und Zugehörigkeit künstlerisch erforscht und sich dabei viel mit Frauenrechten und Gendergerechtigkeit beschäftigt.
Laura Heda is a cultural scientist and deals with topics such as urban mediation, diversity in the urban district and the division of society. She implemented several artistic city walks focusing on subjective perception and exploration of the urban space. Currently she works as a coordinator for transcultural projects in Hannover with a focus on mobile formats in public space, multilingual events and encounter formats.
Anna-Lena Hagen is a theater maker, theater pedagogue, author, teacher and lecturer. She especially develops participatory and performative theater projects with youth, young adults and women*. Anna-Lena is also part of the intercultural feminist theater collective "The f*collective", which artistically explores issues of identity and belonging, with a strong focus on women's rights and gender justice.